
Mein Blick hebt sich Richtung Fenster. Die Sonne scheint, registriere ich erst jetzt. Wundervolle Glitzerstrahlen strömen durch den Vorhang hinein in mein Zimmer, welches sich aufgrund des Nachmittags bereits in Schatten hüllt. Passt besser zu meiner aktuellen Stimmung, denke ich. Viel mehr als die fröhlichen Geräusche vom Spielplatz, die durch den Spalt des offenen Fensters hinter dem Vorhang in mein Zimmer dringen. In meine düstere Stimmung hinein. Diese vermag aber auch spitzbübisches Kinderlachen nicht zu heben. Nicht heute. Meine Ohren hören es, aber es kommt nicht bei meinem Herzen an.
Mit einem schweren Seufzen stütze ich meine linke Hand auf den hellen Holztisch auf und lege mein Kinn hinein. In der anderen Hand schwebt ein Stift. Unbeachtet. Meine Stimmung lässt keine Gedanken aufkommen. Spüre mein Herz seit der Früh einfach zu stark. Zu intensiv ist heute die Schwere, die sich um es gelegt zu haben scheint. Warum? Das weiß ich nicht. Ich befrage meinen Kopf seit einer gefühlten Stunde, was mich derart gefangen hält. Aber mir fällt nichts ein, was ich meinem Tagebuch anvertrauen könnte. Wollte den unsichtbaren, aber sehr fühlbaren Ballast hinunter schreiben. Hinfort von meinem Brustkorb, welcher sich immer mehr zusammen zieht.
Bekomme doch sonst meine Emotionen so gut in den Griff. Spüre hin...lasse los...und gehe in Fröhlichkeit, Gleichmut, inneren Frieden hinein, der mich normalerweise leicht und schwebend fühlen lässt. Meine Stirn legt sich in schwere Falten, während ich weiterhin zum strahlenden Fenster hinschaue. Zum weiß glühenden Vorhand, der sachte im Luftzug weht. Fast schon ätherisch wirkt er im Vergleich zu meiner Düsternis.
Fühle alles, was da ist. Verändere nichts daran. Dann darf es gehen. Leichter gesagt, als getan. Warum tief und voll fühlen, wenn es einem fast die Tränen in die Augen treibt, wenn man sich darauf konzentriert? Liebe, Mitgefühl, Freude ... diese Emotionen voll und ganz da sein zu lassen und zu spüren ist einfach herrlich. Doch heißt es auch, dass man alle anderen Gefühle ebenso tief und intensiv spüren kann. Und heute ist es anscheinend so weit. Der Druck ist derart intensiv, dass sich das einengende Band tiefer Traurigkeit um mein Herz schnürt.
Ich lege den Stift endlich aus meiner Hand. Es bringt sowieso nichts. Ich weiß nicht, woher oder warum diese Düsternis gerade in mir ist und nicht wieder gehen möchte. Bin ich es? Ist es jemand, den ich kenne? Oder die gesamte Welt?

Schwer atme ich durch und lenke meinen Blick weg vom erhellten Fenster, um mich kraftvoll vom Tisch in die Höhe zu stemmen. Es reicht. Ganz egal, woher, warum, wieso. Ich schnappe mir mein Wasserglas vom Tisch und drehe mich in Richtung Balkon. Eine grüne Pflanzenpracht weht mir vielversprechend entgegen. Auch wenn es mich in meiner aktuellen Schwere nicht wirklich hinauszieht, zwinge ich mich dennoch zu diesen paar Schritten.
Weil ich weiß, dass es mir hilft, wieder hinein in die Leichtigkeit zu kommen.
Weg von der aktuellen Schwere meines Herzens.
Für alle Empathen da draußen... Ja, es ist intensiv, aber wenn man sich darauf einlässt, eine Bereicherung des Lebens.
Kommentar schreiben